Lexikon
Bobath-Konzept
Das Bobath-Konzept ist eine Behandlungstechnik auf neurophysiologischer Grundlage.
Das von Dr. Karel Bobath (Neurologe) und Berta Bobath (Krankengymnastin) entwickelte Konzept hat das Ziel, motorisch auffällige Kinder über Bewegungserfahrungen motorisches Lernen zu ermöglichen.
Das Kind lernt, seine funktionellen Fähigkeiten zu differenzieren, die Handlungsmöglichkeiten zu erweitern und größtmögliche Selbstständigkeit in seinem Umfeld zu entwickeln.
Die Bobath-Therapie unterstützt das Kind in der Entfaltung seiner sensomotorischen Kompetenzen (Steuerung und Kontrolle der Haltung und Bewegung aufgrund von Sinnesrückmeldungen) unter Berücksichtigung der emotionalen, sozialen und geistigen Fähigkeiten des Kindes.
Wichtige Bestandteile sind
- Aktivierung der Aufmerksamkeit und Motivation des Kindes
- Förderung des motorischen Lernens im Dialog (nonverbal) und durch
- Interaktion
- Entwicklung von alters- und entwicklungsadäquaten therapeutischen Angeboten
- Umsetzung des situationsbezogenen Handelns in den Alltag
Das motorische Lernen wird gezielt gefördert, indem Bedingungen geschaffen werden, die
- das Explorieren (Erkundungsverhalten),
- Ausprobieren und
- Entwickeln von Strategien
möglich werden lassen.
Dazu können Informationen aus dem Körper (taktile, propriozeptive, vestibuläre, visuelle, auditive…) und der Umwelt einbezogen werden.
Durch gezielte Reizgebung wird die Entwicklung einer Tonusregulation von Haltungs- und Bewegungsmustern unterstützt und die motorischen Fähigkeiten des Kindes werden hierdurch verbessert und erweitert.
In der Behandlung werden Wege gesucht, die Eigenaktivität des Kindes aufzugreifen, zu bestärken und gegebenenfalls zu modifizieren.
E.-Technik nach Hanke
Die E.-Technik ist eine Behandlungsmethode auf entwicklungskinesiologischer Basis.
Sie orientiert sich an der sensomotorischen Entwicklung im ersten Lebensjahr. Anwendung bei Kindern aller Altersstufen möglich.
In der Therapie wird gezielt mit den Bewegungsmustern Drehen und Kriechen gearbeitet. Hierbei wird die Muskelspannung über spezielle Schlüsselpunkte aktiviert.
Das Ziel ist die Umsetzung der aktivierten Bewegungsmuster in alltagsrelevante höhere Positionen, wie z.B. Stand, Gang und somit eine Veränderung der Qualität von Bewegungsabläufen.
Ergotherapie bei Kindern mit Teilleistungsstörungen
Lesen, Schreiben und Rechnen zu können sind unerlässliche Voraussetzungen für das Lernen in der Schule und innerhalb weiterführender Bildungsangebote sowie für selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Da bei vielen Kindern Teilleistungsschwächen / Störungen in verschiedenen Bereiche, wie z.B. visuelle Wahrnehmung, auditive Wahrnehmung, Körper-Raum-Wahrnehmung, Feinmotorik, Graphomotorik, Aufmerksamkeit usw. vorliegen, ist der sichere Erwerb von Kulturtechniken erschwert.
Im Rahmen der Therapie werden verschiedene Methoden integriert. Die Kinder sollen durch Spaß und einer ermutigenden Beziehung mit den vorhanden Stärken die bestehenden Schwächen zu überwinden versuchen.
Die Therapie findet meist im Einzelsetting statt, kann jedoch auch im Zweierkontakt erfolgen, wenn dies den therapeutische Schwerpunkt ergänzt und zu den Therapiezielen passt.
Einen wichtigen Schwerpunkt dieser Therapie nimmt auch die begleitende Umfeldarbeit ein. Es finden regelmäßige Elterngespräche statt, wie auch Kontaktaufnahme zu anderen mitbetreuenden Personen.
Fein- und graphomotorische Förderung
Unter Feinmotorik versteht man die Ausführung von Bewegungen mit den Armen, Händen und Fingern.
Um gute feinmotorische Fertigkeiten zu erzielen, ist es wichtig, dass das Kind über gute Fähigkeiten in der Grobmotorik und Wahrnehmung verfügt.
Das heißt, dass
- es seinen Körper sicher und geschickt einsetzen kann,
- es koordinierte Bewegungen, wie z.B. Klettern, ausführen kann,
- es ein gutes Gleichgewichtsgefühl hat,
- seine Muskelspannung ausreichend ist,
- es sich und seinen Körper gut wahrnehmen und
- seine Kraft dosieren kann.
Daher ist es wichtig, die notwendigen Voraussetzungen zu unterstützen und zu fördern.
Kinder brauchen im Alltag umfangreiche Bewegungserfahrungen durch verschiedene motorische Angebote wie
- Spazierengehen über Stock und Stein,
- Bewegungsmöglichkeiten wie Krabbeln, Klettern, Rennen usw.,
- Fahren mit Fahrzeugen jeglicher Art ( Rutschauto, Dreirad, Trettraktor, Fahrrad usw.),
- Spielplatz- und Schwimmbadbesuche oder
- Kinderturnen und weitere Sportarten.
Sind die Voraussetzungen gegeben, kann sich ein Kind auch immer mehr auf das Spielen mit kleinräumigen Bewegungen im Bereich der Arme, Hände und Finger einlassen und verfügt so nach und nach auch über geschickte feinmotorische Handlungsmöglichkeiten.
Eine geschickte und sichere Feinmotorik ist z.B. wichtig zum
- Halten des Stiftes und dem damit verbundenen Malen und Schreiben (Graphomotorik)
- beim An- und Ausziehen, wenn z.B. ein Reißverschluss oder Knopf geschlossen oder geöffnet werden soll; beim Schleife Binden
- beim Essen mit dem Besteck und Zubereiten von Speisen (Brot schmieren, Obst schneiden)
- und vieles mehr.
Daher ist es wichtig, Kinder möglichst bald selbständig Aufgaben übernehmen zu lassen, wie das tägliche An- und Ausziehen (Reißverschlüsse, Knöpfe, Schleifen, Klettverschluss), Speisen zubereiten (Brot schmieren, Schneiden von Lebensmitteln), Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Zähneputzen, Toilettengang) oder auch das Mithelfen im Haushalt (Kehren, Abtrocknen und Abspülen, Tisch abwischen, Auto waschen und Gartenarbeiten).
Gruppe mit dem Schwerpunkt auditive Wahrnehmung
Die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsleistung ist eine wichtige Fähigkeit für das Erlernen des Lesens und Schreibens.
Unter auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsleistung versteht man die Weiterleitung von Hörreizen, die korrekte Verarbeitung auf dem weg zum Gehirn sowie die Aufnahme, Aufbereitung und Auswertung in den Hör- und Sprachzentren des Gehirns.
Die auditive Verarbeitung und Wahrnehmung setzt sich aus mehreren Teilfunktionen zusammen. Einige dieser Teilfunktionen werden auch als „Phonologische Bewusstheit“ bezeichnet.
In der Gruppe (max. 6 Kinder im Vorschulalter) werden folgende Teilfunktionen im Bereich der auditiven Wahrnehmung gefördert:
- auditive Aufmerksamkeit
- auditive Analyse / Identifikation
- auditive Synthese
- auditive Ergänzung
- auditive Kurzspeicherung und Sequenzierung
- auditive Differenzierung
- Reimen
- Silben segmentieren
Durch ein frühzeitiges Erkennen und anschließendes gezieltes Fördern auditiver Fähigkeiten im Vorschulalter, können die Grundlagen für das spätere Lesen, Rechtschreiben und die Aufmerksamkeit unterstützt werden. Die Anleitung der Eltern nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein.
Montessori-Pädagogik
Das Prinzip ist, das Kind in seiner Persönlichkeit zu achten, es als ganzen, vollwertigen Menschen zu sehen; seinen Willen entwickeln zu helfen, indem man ihm Raum für freie Entscheidungen gibt; ihm zu helfen, selbständig zu denken und zu handeln; ihm Gelegenheit zu bieten, dem eigenen Lernbedürfnis zu folgen, Schwierigkeiten zu überwinden, statt ihnen auszuweichen.
„Hilf mir es selbst zu tun!“
Dieser Leitsatz von Maria Montessori ist besonders wichtig in der Arbeit mit Kindern. Dem Kind soll mit den klassischen Montessori-Materialien und dem zusätzlich integrierten und adaptierten Therapiematerial eine Möglichkeit gegeben werden, sich selbst mit seiner Umwelt und den Anforderungen auseinander zu setzen.
Das Mathematikmaterial zum Beispiel dient dem Erwerb der Mengen, der Symbole, der Kombination beider, des Dezimalsystems, des linearen Zählens, der vier Grundrechenarten, des Prozentrechnens, der Geometrie und des Bruchrechnens. Den Kindern wird durch die entsprechenden Materialien der Aufbau und der Prozess des mathematischen Denkens vom konkreten Umgang mit Gegenständen zur Abstraktion dargestellt. Zu dem führt das gesamte Material zur Vertiefung und Verallgemeinerung der erworbenen Kenntnisse. Das pädagogische Konzept wurde nach (heutigen) neuropsychologischen Gesichtspunkten zur Entwicklung und Förderung mathematischen Denkens entworfen.
Narrative Gruppe
Ziele und Methoden der Therapie:
- Abbau von Sprachhemmungen und Motivation zu mündlichen Beiträgen, v.a. durch Rollenspiele
- Strukturiertes Erzählen mit Hilfe von Bildergeschichten und dem gemeinsamen Erleben logischer Handlungsabfolgen
- Reduzierung gleichförmiger Satzmuster durch spielerisches voneinander Lernen ohne negative Sanktionen
Die Gruppe (3-4 Kinder) ist für Kinder ab der 2. Klasse geeignet.
Sensorische Integrationstherapie
Sensorische Integration (SI) bedeutet die Vernetzung und Koordination aller Sinneseindrücke zu einer Gesamtwahrnehmung als eine Grundlage von Handeln und Lernen. Im Mittelpunkt der SI-Therapie steht die somatosensorische und die vestibulär-propriozeptive Wahrnehmung, sowie die Modulation der Wahrnehmung aus den verschiedenen Sinnessystemen.
Durch die gezielte Aufnahme sensorischer Reize (Stimuli) in einer für das Kind als bedeutsam erlebten (Spiel-)Situation solle es in die Lage versetzt werden, seine motorische und emotionale Handlung besser an die Umwelt anzupassen.
Diese Therapieform wendet sich an Kinder mit unterschiedlichen Erscheinungsbildern gestörter Wahrnehmungsfunktion (sog. Störung der sensorischen Integration) und in Kombination mit weiteren Behandlungskonzepten (Psychomotorik, Frostig usw.) auch an Kinder mit Bewegungsstörungen.
Dr. A. Jean Ayres (1920-1988), eine amerikanische Ergotherapeutin und Psychologin in Los Angeles, war die Begründerin des Konzeptes der Sensorischen Integrationstherapie.
Hinweise auf eine sensorische Integrationsstörung können sein
- Entwicklungsverzögerungen
- Schlaf- und Anpassungsstörungen
- Auffälligkeiten bei der Nahrungsaufnahme; Verweigerung bestimmter Nahrung
- Sprachprobleme
- Aufmerksamkeitsprobleme
- Lernprobleme
- Mängel in der Bewegungsplanung wie auch den Bewegungsübergängen
- Sozioemotionale Probleme
- u. v. a.
Die sensorische Integrationstherapie beinhaltet eine
- genaue Beobachtung und differenzierte Diagnostik der Wahrnehmung und Bewegung (z.B. Gezielte Beobachtungen, Test of Sensory Integration in Infants (TSFI) für Kinder zwischen 6 und 18 Monaten, Test of Sensory Integration (TSI) für Kinder zwischen 3 und 5 Jahre)
- eine ausführliche Anamnese über die bisherige sensomotorische Entwicklung und Wahrnehmungsverarbeitung des Kindes
- den gezielten Einsatz von Bewegungsangeboten und Handlungen, zum Teil durch gezielte Therapiematerialien, welche auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt werden
Aus Befragung, Beobachtung und Tests ergibt sich der Befund, der Stärken und Schwächen sensorischer Verarbeitung aufzeigt. Daraus werden die Ziele für die Therapie klar, welche mit den Eltern abgestimmt werden. Die SI-Therapie findet in der Regel als Einzeltherapie statt.
Ziele der sensorischen Integrationstherapie sind Verbesserung
- der Wahrnehmungsverarbeitung
- der Handlungskompetenz
- der motorischen Koordination und
- größtmögliche Selbständigkeit
Physiotherapeutische Kleingruppen
Das therapeutische Angebot orientiert sich am jeweiligen Bedarf und ist befundspezifisch auf das Kind abgestimmt. Neben den physiotherapeutischen Ansätzen kommen in der Gruppe die sozialen, kommunikativen und emotionalen Komponenten zur Geltung.
- Das therapeutische Angebot orientiert sich am jeweiligen Bedarf und ist befundspezifisch auf das Kind abgestimmt. Neben den physiotherapeutischen Ansätzen kommen in der Gruppe die sozialen, kommunikativen und emotionalen Komponenten zur Geltung.
- Der Einsatz des Körpers in Beziehung zu anderen in einer Gruppe bereichert die Erfahrung des Kindes und verfestigt die gewonnenen positiven Erfahrungen. Das Kind lernt seine motorischen Kompetenzen und Wahrnehmungsfähigkeiten im Vergleich zu Einzelsituationen zu differenzieren.
- Es erfolgen flexible Gruppenbildungen, d.h. Gruppenbeginn oder Gruppeneinstieg auch im laufenden Jahr.
- Die Gruppentherapie beträgt 6 Monate bis 1 Jahr.
- Das Angebot fachübergreifender Gruppen, von Therapeuten aus verschiedenen Fachgruppen, ermöglicht eine intensive Förderung der Kinder über mehrere Bereiche mit verschiedenen Schwerpunkten.
- Begleitend zu den Gruppentherapien finden Elternabende und Eltern-Kind-Stunden statt.
Psychomotorik
Als Psychomotorik bezeichnet man das Zusammenspiel von psychisch-seelisch-emotionalem Erleben und Bewegungserleben bzw. der Motorik des Menschen. (Wikipedia)
Sie kennzeichnet die funktionelle Einheit psychischer und motorischer Vorgänge und die enge Verknüpfung des Körperlich-Motorischen mit dem Geistig-Seelischen.
Die Psychomotorik geht davon aus, dass durch vielseitige Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen die Grundlagen für eine harmonische Persönlichkeits-entwicklung geschaffen werden. Über Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen wird das grundlegende Lernen in Gang gesetzt und nicht nur motorische Fähigkeiten gefördert, sondern auch kognitive und soziale Handlungsfähigkeiten erweitert.
Klinisch orientierte Psychomotorik ist eine entwicklungs- und handlungsorientierte, mehrdimensionale therapeutische Maßnahme zur Förderung der Grobmotorik, Feinmotorik, der Wahrnehmung und des Verhaltens, die aufgrund medizinischer Indikation durchgeführt wird.
Die klinisch orientierte Psychomotorik nutzt Fähigkeiten des Kindes, um eine Basis zu schaffen, auf Beeinträchtigungen in der Entwicklung einzugehen und einzuwirken. Bewegung und Wahrnehmung spielen hierbei eine wesentliche Rolle, auch ist eine annehmende, vertrauensvolle und wertschätzende Beziehungsgestaltung von besonderer Wichtigkeit, da die Persönlichkeitsentwicklung und das Erlernen von Fertigkeiten eng miteinander verknüpft sind.
Durch die aktive Auseinandersetzung mit der Welt und der Vielfalt an Materialien und Personen sammelt das Kind Erfahrungen über sich selbst, seinen Körper, seine Emotionen und seine soziale Umwelt.
Es werden Bewegungsmöglichkeiten und Reize angeboten und das Kind lernt mittels der Gruppen-Interaktion und der eigenen Wahrnehmung sich selbst in seinem sozialen Umfeld aktiv einzusetzen.
"Elternschule"
Hier können Sie sich die PDFs
Entwicklung und Förderung der Feinmotorik
sowie
ADS / ADHS – Training der Aufmerksamkeit
herunterladen.